Frauenärzte der GenoGyn raten: Demenzerkrankungen in der Menopause vorbeugen (10.07.2012)

Köln. Mit der Lebenserwartung steigt das Risiko für altersassoziierte Erkrankungen, allen voran das Risiko für neurodegenerative Veränderungen. Aufgrund der längeren Lebensspanne der Frau schätzen Experten, dass heute rund 800 000 der 1,2 Millionen Demenzkranken in Deutschland weiblich sind. Damit rückt die Prävention ins Visier von Gynäkologen, die zunehmend die Rolle eines Facharztes für Frauengesundheit einnehmen. „Frauen in der Menopause stehen im Mittelpunkt der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen“, sagt Frauenarzt Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk. Die wichtigsten Maßnahmen bündelt der Leitende Arzt der Gynäkologie an der Euromed Clinic in Fürth und Präsident der German Society of Anti-Aging Medicine (GSAAM) in sechs präventiven Grundregeln.

„Vom Auftreten der ersten morphologisch nachweisbaren Demenz-Merkmale, wie Beta-Amyloid-Plaques, bis zum Vollbild der klinisch manifesten Demenz vergehen ungefähr 30 Jahre. Wer also mit 80 Jahren an einem Morbus Alzheimer erkrankt, hat bereits mit 50 erste präklinische Veränderungen. Somit bilden vor allem Frauen in der Menopause die ideale Zielgruppe für eine Prävention neurodegenerativer Erkrankungen, und genau diese Patientinnen erreichen wir Frauenärzte in unseren Wechseljahressprechstunden“, betont Prof. Kleine-Gunk. Der renommierte Gynäkologe vermittelt in den zertifizierten Fortbildungen der ärztlichen Genossenschaft der Frauenärzte GenoGyn und der GSAAM aktuelles Fachwissen aus der Präventionsmedizin und hat einen Maßnahmenkatalog zur Demenzprophylaxe in der gynäkologischen Praxis erstellt.

Danach schützen die adäquate Einstellung von Bluthochdruck, die Absenkung überhöhter Cholesterinspiegel und die Vermeidung einer diabetogenen Stoffwechsellage nicht nur die Blutgefäße, sondern auch das zentrale Nervensystem. Eine obst- und gemüsereiche Ernährung bewahrt das Gehirn vor der Belastung durch oxidative Substanzen (freie Sauerstoff- bzw. Stickstoffradikale), die dem lipidreichen Organ besonders zusetzen. Weiter gelte es, durch die Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Fischöle) chronisch niederschwelligen Entzündungsprozessen entgegenzuwirken, die einen wichtigen Mechanismus bei der Entstehung einer Demenz darstellen. Auch die positiven Effekte körperlicher Aktivität auf den Erhalt zerebraler Funktionen sind belegt. Prof. Kleine-Gunk: „Unter anderem findet sich bei älteren Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen, ein erhöhter Spiegel an ‚brain derived neurotropic factor‘ (BDNF). Moderater Alkoholkonsum, mit der Betonung auf moderat, schützt ebenfalls nicht nur vor Herz-Kreislauferkrankungen sondern ganz offensichtlich auch vor Demenz.“ Außerdem könnten manche Frauen nach der Menopause von einem neuroprotektiven Effekt einer Hormontherapie profitieren, da sich Östrogene und Gestagene grundsätzlich positiv auf die Gehirnfunktion auswirken.

„Alzheimer muss kein Schicksal sein – wir können vorsorgen“, appelliert Frauenarzt Dr. Jürgen Klinghammer aus dem Vorstand der GenoGyn und verweist zusätzlich auf die positiven Effekte von geistigem Training und sozialen Kontakten bei der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen.