IGeL-Monitor I [Multigen-Tests] (12/2013)

IGeL-Monitor I [Multigen-Tests]

Seit Oktober 2013 können, das ist Fakt, bei gesetzlich versicherten Brustkrebspatientinnen Genexpressionstests generell, also auch auf Umwegen nicht mehr zulasten der GKV abgerechnet werden. Das heißt: Wünscht eine Patientin einen solchen Test dennoch, so muss sie die Kosten als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst tragen. IGeL? Für die Gesetzlichen Krankenversicherungen das Reizwort schlechthin. Nach ihrer Überzeugung haben Selbstzahlerangebote in der ärztlichen Praxis überhaupt nichts zu suchen. Weshalb auch? Wären sie berechtigt, dann würde jeder gesetzlich Versicherte sich fragen, warum solche Leistungen nicht die Kasse zahlt. Folglich werden die Leistungen „kritisch“ hinterfragt bzw. „auf den Prüfstand“ gestellt und in letzter Konsequenz mehr oder weniger stark diskreditiert. Und das besorgt seit dem 25. Januar 2012 das Internetportal IGeL-Monitor. Finanziert vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist der Monitor also kein unabhängiges medizinisch-wissenschaftliches Institut, dessen Prüfungsergebnisse Respekt und breite Zustimmung auslöst, sondern ein Laien-Medium. Und die Patienten lieben es. Rund eine Million Besucher haben sich seit dem Portal-Start bei IGeL-Monitor informiert, und die Resonanz steigt stetig. Sie durchschauen dabei oft nicht, dass das Portal unter dem Deckmantel „gründlicher Analysen wissenschaftlicher Quellen“ letztendlich nur die Interessenlage der GKV widerspiegelt. Welche Interessen wird die GKV aber zukünftig bei Multigen-Tests für Brustkrebspatientinnen verfolgen? Die der betroffenen Frauen, denen, das scheint inzwischen zweifelsfrei festzustehen, vielleicht eine belastende Chemotherapie erspart werden könnte? Wohl kaum. Denn dann hätte die GKV, statt zu blockieren, den Weg frei gemacht für eine ordnungsgemäße seriöse Abrechnung mittels EBM. Und ein positives Votum für IGeL? Das kann sie nicht; das entspricht, siehe oben, nicht ihrem Selbstverständnis. Also werden Genexpressionstests auf absehbarer Zeit vermutlich auch nicht im IGeL-Monitor erscheinen, weder „kritisch“ hinterfragt noch „auf den Prüfstand“ gestellt. Für Brustkrebspatientinnen, die sich dort Rat und Entscheidungshilfe erhoffen, ein fürwahr tragisches Dilemma.

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