World Continence Week 2013 – Frauenärzte der GenoGyn raten: Das eigene Risiko für Harninkontinenz kennen und vorbeugen (21.06.2013)
Köln. Rund neun Millionen Deutsche sind betroffen: Frauen leiden besonders häufig unter Blasenschwäche. Umso wichtiger ist es für sie, das eigene Erkrankungsrisiko zu kennen und einer Inkontinenz frühzeitig vorzubeugen. Sport rückt dabei immer mehr in den Mittelpunkt, nachdem der präventive und therapeutische Nutzen einzelner Sportarten jüngst belegt werden konnte. „Damit kann es gelingen, Prävention und Therapie einer leichten Inkontinenz in den Alltag zu integrieren“, sagt Dr. Reinhold Bastians aus der frauenärztlichen Genossenschaft GenoGyn. Deren Frauenärzte setzen in ihren Praxen auf aktive Aufklärung, um die Erkrankung aus der Tabuzone zu holen. Noch heute wenden sich nur 20 Prozent der Betroffenen an einen Arzt. Zahlreiche Veranstaltungen der World Continence Week werden Ende Juni 2013 auch hierzulande darauf aufmerksam machen.
Risiken und Ursachen der verschiedenen Formen von Inkontinenz sind vielfältig, bieten aber ein entsprechend großes Präventionspotential. „Für Frauen zählen nicht nur das Alter, die Anzahl der Geburten, schwaches Bindegewebe und körperliche Belastungen durch schweres Heben zu den Risiken. Übergewicht, insbesondere Adipositas, ist ebenfalls ein erheblicher Risikofaktor“, so Dr. Bastians, Frauenarzt und Experte für Urogynäkologie aus Bergisch-Gladbach. Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Verstopfung und Lungenkrankheiten mit anhaltendem Husten begünstigen eine Blasenschwäche ebenso wie psychosoziale Belastungen und Rauchen. Eine Inkontinenz während der ersten Schwangerschaft gilt gleichfalls als hoher Risikofaktor für eine spätere Erkrankung. Auch Medikamente, zum Beispiel gegen Herzschwäche, Bluthochdruck und Demenz, können unwillkürlichen Harnverlust befördern. Zusammenhänge zwischen Inkontinenz und Depression sind nachgewiesen, eine familiäre Häufung wird vermutet.
Vorbeugen ist möglich. „Beckenbodenstärkender Sport ist die ideale Primärprävention, weil er problemlos in den Alltag integriert werden kann. Vibrationstrainung zum Beispiel hat positive Effekte und wird heute bereits in vielen Fitness-Studios angeboten“, sagt Dr. Bastians. Den präventiven und therapeutischen Nutzen von Reiten und Radfahren sowie funktionsgymnastischen und apparativ-gestützten Übungen aus dem Fitness-Bereich wie der „Beinpresse“ hat eine Studie der Kölner Hochschule Fresenius jüngst belegt. Schwimmen, Nordic Walking und Yoga werden ebenfalls empfohlen.
„Auch Frauen mit einer leichten Inkontinenz müssen nicht auf Sport und dessen gesundheitsfördernde Wirkung verzichten. Beckenbodentraining unter gezielter Anleitung ist die Basis jeder Therapie. Die Patientin erlernt dabei die isolierte Kontraktion der unwillkürlichen Muskulatur des Beckenbodens. Im Anschluss sind ausgewählte Sportarten therapeutisch durchaus angeraten und bieten eine längerfristige Motivation.“ Übungen, die den Druck im Bauchraum erhöhen, sogenannte Taschenmesserübungen, wirken dagegen kontraproduktiv, so der Experte der GenoGyn weiter. Das gilt auch für Trampolin-Springen, Turnen, Tennis und Volleyball.
In der Urogynäkologie sind vor allem die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz (Syndrom der überaktiven Blase) von Bedeutung. Dr. Bastians: „Je nach Form und Ausprägung der Inkontinenz und ihrer multifaktoriellen Ursachen stehen uns heute zahlreiche konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Inkontinenz ist in 80 Prozent der Fälle heilbar, ärztliche Hilfe sollte deshalb unbedingt in Anspruch genommen werden.“