Ultraschalldiagnostik einmal pro Woche? (04/2014)

Nachdem sich die Aufregung über die Empfehlung, dass Schwangere mit Gestationsdiabetes alle zwei Wochen sonographisch überwacht werden sollten, obwohl weder EBM noch Mutterschaftsrichtlinien das hergeben und die Leistungen seitens der Niedergelassenen somit honorarfrei zu erbringen wären, inzwischen gelegt hat, kommt der nächste, ähnlich gute Ratschlag aus dem Elfenbeinturm, also der Klinik: Bei Raucherinnen, so die Uniklinik Regensburg, sollten die Feten, auch wenn sie eine unauffällige Biometrie aufweisen, einmal pro Woche per CTG und Doppler untersucht und die Biometrie alle zwei Wochen kontrolliert werden. Ja, was denken diese Leute sich? Medizinisch mag das ja vernünftig sein, doch die Realität der Schwangerschaftsvorsorge in der Praxis sieht anders aus. Da erhält man von den Kassen für eine dreimonatige Schwangerenbetreuung eine Pauschale von gerade mal rund 110 Euro, aber für diesen Betrag kann selbstverständlich auch nur das geleistet werden, was vorgeschrieben ist. Maximal- und Idealforderungen zu stellen, ist immer einfach, besonders dann, wenn man die Konsequenzen, also Kosten und Risiken daraus anderen überlässt.

Aber denkbar ist noch ein weiterer, unter Umständen deutlich unangenehmerer Effekt: Durch die Veröffentlichung im Frauenarzt (Herausgeber: Berufsverband der Frauenärzte e.V., BVF, und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., DGGG) erhält die Arbeit der Regensburger Autorin zusätzlich ein juristisches Gewicht. So könnte im Ernstfall von einem Advokaten die Nichterbringung der Leistung unter Hinweis auf die Veröffentlichung als „Abweichung vom medizinischen Standard“ erklärt werden – Gott bewahre, das fehlt noch. Dabei wäre alles viel einfacher, wenn diejenigen, die sich nicht direkt vor Ort um die Schwangeren kümmern müssen, also Kliniken und Verbände, sich darauf besinnen würden, dass es auch so etwas wie eine Eigenverantwortung der Frauen geben sollte, die trotz allgemein bekannten Risikos für das Ungeborene nicht auf das Rauchen in der Schwangerschaft verzichten wollen.

zum Artikel …

zurück