Genexpressionstests: Petition gut – Vorbereitung schlecht (11/2013)

Genexpressionstests: Petition gut – Vorbereitung schlecht

Nachdem diverse Zeitungen und schließlich auch einige TV-Formate sich des Problems angenommen hatten, da wusste plötzlich jeder, um was es ging: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte Ende Juni auf Antrag des GKV-Spitzenverbandes die Leistungslegenden zu einigen Positionen des Kapitels 11 (Humangenetik) im Gebührenverzeichnis EBM dahingehend „präzisiert“, dass seit Oktober 2013 bei Brustkrebspatientinnen Genexpressionstests generell nicht mehr zulasten der GKV abgerechnet werden können. Bis dahin war das in den meisten KV-Bereichen noch möglich. Das ist natürlich schlecht für die betroffenen Frauen, können diese Tests sie oftmals vor einer überflüssigen, belastenden Chemotherapie bewahren. Am 12. Oktober 2013 wurde beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eine Petition (Nr. 45688) eingereicht mit dem Ziel, dass der Bundestag sich öffentlich mit dem Problem befasst. Die Mitzeichnungsfrist endete am 23. Oktober, doch leider hatten bis dahin nur 3.081 von mindestens 50.000 Bürgern (Quorum) die Petition mitgezeichnet. Das ist jämmerlich, war aber zu erwarten. Der Grund dafür ist einmal, dass im Vorfeld bis auf den Bundesverband Deutscher Pathologen und einige Selbsthilfegruppen, zum Beispiel der „Allianz gegen Brustkrebs“, so gut wie niemand, erst recht kein anderer großer Verband, die Petition oder wenigstens das Anliegen der Petition in der Öffentlichkeit thematisiert hat. Und wenn Prominente wie zum Beispiel Prof. Dr. Nadia Harbeck, Leiterin des Brustkrebszentrums der Universität München, am 17. Oktober im ARD-Magazin „Monitor“ zwar groß erklärte: „Diese Prognosetests sind für die Patienten ein Durchbruch.“, obwohl sie noch vor gar nicht allzu langer Zeit als Koautorin der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) zu einer völlig anderen Einschätzung kam, nämlich: „Der routinemäßige Einsatz von Gentests ist derzeit nicht sinnvoll.“, dann gießen derart widersprüchliche Aussagen nur Wasser auf die Mühlen der (GKV-)Gegner und erschweren eine sachgerechte Diskussion in der Öffentlichkeit. So jedenfalls kann und darf das nicht laufen. Dass zudem der Einsender der Petition („Hauptpetent“) anonym bleiben wollte, war auch nicht gerade hilfreich. Nein, das Ziel, dass bei Brustkrebspatientinnen die Kosten von Genexpressionstests erstattet werden, ist richtig und rechtfertigt, wenn jegliche Überzeugungsarbeit beim G-BA scheitert, auch eine Petition. Doch diese muss transparent und gut vorbereitet sein und sollte vorher von großen Fachverbänden unterstützt werden.

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