Köln. „Sie haben Brustkrebs“ – ein Satz, vor dem sich jede Frau fürchtet. Mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 64 Jahren, doch jede vierte Frau ist bei der Diagnose jünger als 55 Jahre, jede zehnte sogar jünger als 45. Wie schwerwiegend eine Brustkrebserkrankung verlaufen kann, zeigten erst kürzlich die Schicksale der beiden Fernsehmoderatorinnen Jana Thiel und Miriam Pielhau. Beide waren erst Anfang 40, als sie den Kampf gegen den Krebs verloren. „Die Frage, die gesunde Frauen in Bezug auf Brustkrebs am meisten bewegt, ist ganz klar die nach der Prävention. Und ja, Primärprävention bei Brustkrebs ist möglich“, weiß Frauenarzt Dr. Jürgen Klinghammer, Vorstandsvorsitzender der Ärzteorganisation GenoGyn. „Wer gesund lebt, kann sein persönliches Erkrankungsrisiko deutlich senken.“
Bewegungsmangel und Übergewicht, vor allem Adipositas, zählen zu den bedeutendsten Risikofaktoren für Brustkrebs. Wer vorbeugen möchte, sollte dem Sofa öfter mal den Rücken kehren. Frauen, die täglich 30 bis 60 Minuten körperlich aktiv sind, haben ein um 20 bis 25 Prozent geringeres Brustkrebsrisiko. „Sport ist hierfür ideal, es darf aber auch ein zügiger Spaziergang sein. Wer sich viel bewegt, hat zudem den Vorteil, dass er Übergewicht vorbeugt“, sagt Dr. Klinghammer. Die Reduktion des Alkoholkonsums lohnt sich ebenfalls. Laut dem Gynäkologen sollten Frauen so wenig Alkohol wie möglich zu sich nehmen. „Trinken Sie maximal ein Glas Wein am Tag und verzichten Sie auf Zigaretten“, so seine Empfehlung.
Auch der tägliche Speiseplan spielt eine bedeutende Rolle bei der Gesunderhaltung. Nicht nur in Bezug auf Brustkrebs, sondern auch mit Blick auf die Krebsvorbeugung im Allgemeinen, rät die GenoGyn, auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. „Reichlich Obst, vor allem Beeren, und Gemüse, darunter alle Kohlarten, sind dabei ebenso wichtig wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse“, sagt Dr. Klinghammer. Fleisch und Wurst hingegen sollten höchstens zwei bis drei Mal in der Woche auf den Teller kommen. Wer tierische Fette durch pflanzliche Öle ersetzt, unterstützt seine Gesundheit zusätzlich.
Zudem beeinflussen die Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen das Brustkrebsrisiko. Zwar lässt sich der eigene Hormonspiegel nur zum Teil beeinflussen, doch es gibt Faktoren, die sich günstig auf ihn auswirken. So haben Frauen, die Kinder bekommen und diese stillen, ein niedrigeres Erkrankungsrisiko als kinderlose Frauen. „Eine Analyse des ‚World Cancer Research Fund‘ von 954 Studien hat gezeigt, dass sich das Brustkrebsrisiko durch eine gesunde Lebensführung um knapp 40 Prozent reduzieren lässt“, fasst Dr. Klinghammer zusammen. „Außerdem sollten Frauen auf eine gute Schlafhygiene achten und chronischen Stress möglichst vermeiden. Ebenfalls von Bedeutung für den weiblichen Körper sind Folsäure, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Prä- und Probiotika sowie Phytoöstrogene, wie sie in Soja enthalten sind.“
Doch nicht auf alle Faktoren lässt sich Einfluss nehmen. „Das Alter sowie die persönliche Veranlagung – am bekanntesten sind hierbei die Brustkrebs-Risikogene BRCA1 und BRCA2 – gehören zu den Einflussgrößen, auf die Frauen nicht einwirken können. Laut aktuellem Wissensstand sind bei etwa fünf bis zehn von hundert Patientinnen diese Gene der Auslöser der Erkrankung“, erklärt Dr. Klinghammer. Einen hundertprozentigen Schutz vor Brustkrebs gebe es trotz aller Vorbeugemaßnahmen daher nicht.
Um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, sollten Frauen ihre Brust regelmäßig abtasten. Die Frauenärzte der GenoGyn empfehlen, bereits ab dem 25. Lebensjahr mit der regelmäßigen Selbstkontrolle zu beginnen. Aufmerksam werden sollten Frauen bei Veränderungen wie knotigen Verhärtungen, plötzlichen Größenunterschieden, Ziehen, Schmerzen, Rötungen und Absonderungen. Der Besuch beim Gynäkologen sollte dann nicht hinausgezögert werden.
Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen, etwa die jährliche Tastuntersuchung ab 30 oder das Mammographie-Screening ab dem 50. Lebensjahr, helfen ebenfalls, Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig festzustellen. Besonders jungen Frauen mit dichtem Brustgewebe raten die Frauenärzte der GenoGyn zusätzlich zu einer Ultraschalluntersuchung der Brust. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
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